Nachdem der großherzoglich-badische Landtag im Juli 1902 die Errichtung einer neuen „Heil- und Pflegeanstalt“ beschlossen hatte wurde 1903 mit den Bauarbeiten der Anstalt begonnen, die ersten Kranken wurden 1905 aufgenommen. Von Anfang an war in den Planungen auch ein Anstaltsfriedhof im Norden des knapp 100 ha großen hügeligen Geländes vorgesehen, als „halb regelmäßig architektonischen Anlage, halb Waldfriedhof“. Dieser war zunächst im Geländeplan von 1905 an anderer Stelle (oberhalb der Sophienhöhe) eingezeichnet. Das Projekt des Friedhofs wurde 1910 begonnen und im Juni 1911 fertiggestellt.
Auf dem Areal von rd. 14.100m² wurden im Laufe der vielen Jahre Patient*innen, Bewohner*innen des Heimbereichs, Mitarbeiter*innen, leitende Direktoren aber auch Zeitzeug*innen und Opfer einer wechselhaften Psychiatriegeschichte bestattet. Im ersten Weltkrieg verhungerten ca. 450 Patient*innen in der Anstalt.
Die Mannheimer Lokallegende, der „Blumepeter“ Peter Schäfer (* 5. April 1875 in Plankstadt; † 15. Juni 1940 in Wiesloch), fand auf dem PZN-Friedhof seine letzte Ruhestätte.
1933 - 1945
Die Zeit des Nationalsozialismus in den Jahren von 1933 bis 1945 gehört zu den dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte und des psychiatrischen Krankenhauses in Wiesloch: über 2000 Kranke wurden teils zwangsweise sterilisiert, teils im Rahmen der „Euthanasie“-Tötungsaktion T4" mit grauen Bussen zu den Gaskammern von Grafeneck und Hadamar deportiert und dort umgebracht oder in andere Einrichtungen verschleppt, wo viele verhungerten oder umgebracht worden sind. In der 1940/1941 in der Anstalt eingerichteten „Kinderfachabteilung“ wurden mindestens zwölf Neugeborene und ältere Kinder ermordet; sieben von ihnen wurden auf dem Friedhof beigesetzt. Die Aufbereitung dieser Epoche ist Gegenstand aktueller geschichtlicher Nachforschungen des PZN, die Lage der Gräber der Kinder ist mittlerweile bekannt.
Im Krieg war in der Anstalt ein Reservelazarett sowie ein Ausweichkrankenhaus untergebracht, später ein Flüchtlingslager. Die vor diesem Hintergrund Verstorbenen, verwundeten oder kranken Soldaten, Zivilopfer wie auch Mitarbeiter*innen, wurden teilweise auf dem Friedhof im Norden des PZN-Geländes beerdigt. Zeugnis dafür liefern in den Boden eingelassene Steinplatten mit den Namen der Toten - im linken Teil des Friedhofs.
Auch viele der so genannten "IRO-Patient*innen" (IRO = International Refugee Organisation), die später dort untergebrachten kranken und arbeitsunfähigen ehemaligen Zwangsarbeiter*innen, überlebten ihren Aufenthalt nicht. Diese Menschen stammten vor allem aus den osteuropäischen Ländern und waren von den Nationalsozialisten verschleppt, als Zwangsarbeiter*innen geknechtet, entwurzelt und ihrer Heimat sowie ihrer Kultur beraubt worden.
Im PZN Wiesloch fanden viele eine zweite Heimat; sie verbrachten den Rest ihres Lebens im Wohn- und Pflegeheim und fanden auf dem Anstaltsfriedhof die letzte Ruhestätte – Die Gräber liegen im rechten Friedhofsteil.
Wiederinbetriebnahme
Im August 2008 beschloss der Gemeinderat einstimmig, dem Antrag des PZN Wiesloch auf Wiederinbetriebnahme des Friedhofs des PZN stattzugeben. Die Friedhofsordnung der Stadt Wiesloch wurde geändert, dass sie eine Ausnahme vom Benutzungszwang der bestehenden Gemeindefriedhöfe dahingehend zulässt, dass auf dem Friedhof des PZN langjährige Patient*innen des PZN bestattet werden dürfen, deren Familie ausgestorben ist, deren Familienangehörige sich aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht mehr um eine Bestattung kümmern können, deren Familienbeziehungen durch die schwere Krankheit zerstört sind oder deren Familien im Ausland leben und die Rückführung nicht finanzieren können.
Auf dem Gelände des PZN Wiesloch gibt es neben dem Friedhof mehrere Mahnmale