Luftaufnahme vom Psychiatrischen Zentrum Nordbaden

Vor 80 Jahren - erster Patiententransport nach Grafeneck

Am 29.02.1940, vor 80 Jahren, startete der erste Transport von Patientinnen und Patienten in die NS-Gaskammern nach Grafeneck. Insgesamt fielen den NS-Euthanasieaktionen über 2000 Patient*innen des PZN Wiesloch zum Opfer.

Am 26. Februar 1940 traf in der damaligen "Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch" ein von Dr. Ludwig Sprauer unterzeichnetes Schreiben des Karlsruher Innenministeriums ein. Sprauer war damaliger Regierungsdirektor der Gesundheitsabteilung des Badischen Innenministeriums und als oberster Medizinalbeamter Dienstvorgesetzter der Heil- und Pflegeanstalten. In dem Schreiben kündigte Sprauer dem damaligen Anstaltsleiter, Dr. Wilhelm Möckel, den Abtransport von 56 Patient*innen an. Die Namen standen auf einer beigefügten Liste. Ein konkreter Transporttermin wurde nicht genannt. Möckel maß dem Schreiben keine hohe Dringlichkeit bei und notierte auf ihm "WV - Wiedervorlage".

Er sollte sich täuschen. Nur drei Tage später stand der graue GEKRA-Bus der 'Gemeinnützige Krankentransport GmbH' am 29. Februar 1940 vor der Anstaltstür. Dieser erste Abtransport von Wiesloch in die Gaskammern von Grafeneck musste in aller Eile zusammengestellt werden. Er umfasste 42 Patient*innen anstatt der 56 geforderten Menschen, 30 Männer und 12 Frauen. Vermutlich hätte der Transportleiter in Anbetracht der langen Fahrstrecke nach Grafeneck und der dortigen vorgeplanten Abläufe den Zeitplan sonst nicht einhalten können und verzichtete auf weitere Pa​tient*innen.

Der letzte und elfte Transport in die Mordanstalt Grafeneck fand am 21. November 1940 statt. Unter den auf direktem Weg von Wiesloch nach Grafeneck abtransportierten Patient*innen gab es 670 Opfer. Weitere Patient*innen wurden über Zwischenstationen, wie z. B. die Kreispflegeanstalten verlegt und kamen etwas später in den Gaskammern von Grafeneck um. Unter den 744 Opfern der Euthanasieaktionen von Grafeneck befanden sich 420 Männer und 324 Frauen.

Den Opfern zum Gedenken

Weitere Informationen finden Interessierte im Buch von Dr. Frank Janzowski, für das er 2015 den Landespreis für Heimatforschung erhielt.

"DIE NS-VERGANGENHEIT IN DER HEIL- UND PFLEGEANSTALT WIESLOCH. ... SO INTENSIV WENDEN WIR UNSERE ARBEITSKRAFT DER AUSSCHALTUNG DER ERBKRANKEN ZU"​​

https://www.pzn-wiesloch.de/unser-zentrum/geschichte/frank-janzowski/