Luftaufnahme vom Psychiatrischen Zentrum Nordbaden

Sportpsychiatrisch tut sich was in der Metropolregion

Hochkarätige Referent*innen aus der Welt des Sports tauschten sich am 13. Juni im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN) in Wiesloch zu Themen rund um psychische Krisen und (Leistungs-)sport aus.

Gestärkt aus psychischen Krisen hervorzugehen ist ein Ziel, das nicht nur auf den Laien, sondern auch auf Leistungssportler*innen zutrifft. Dies wurde unter der Leitung von Dr. Andrea Sauter, Oberärztin am PZN, mit ausgewiesenen Expert*innen sowie den Spezialist*innen der Sport- und Bewegungstherapie am PZN, erörtert. Bei der ausverkauften Veranstaltung in der Akademie im Park, der Bildungseinrichtung des PZN, zeigte ein breites Fachpublikum großes Interesse an unterschiedlichen Vorträgen und Workshops rund um das Thema Sportpsychiatrie und -psychologie. 

Prof. Dr. Jan Mayer von der Geschäftsführung der TSG Hoffenheim veranschaulichte in seinem Beitrag, dass eine geistige Haltung einer inneren Stimmigkeit, was man auch als psychische Kohärenz bezeichnet, eine notwendige Voraussetzung dafür sei, das eigene Level zu steigern. Ein Zusammenhang, der sowohl bei Krisen im Leistungssport als auch bei psychischen Erkrankungen Gültigkeit hat.
 
Mehr Bewegungsanreize in allen Altersgruppen zur Prävention 

Die Experten sind sich einig, dass bei der Behandlung psychischer Krisen frühzeitig Sport und Bewegung integriert werden sollten, da diese die Fähigkeit zur Bewältigung stärken. Gerade in der ambulanten Psychotherapie seien dies wesentliche Bausteine von Selbstwirksamkeitserfahrungen, allerdings gäbe es für dieses Thema seitens der gesetzlichen Krankenkassen aktuell noch keine entsprechenden Rahmenbedingungen. 

Prof. Dr. Philipp Thomann, Chefarzt am Zentrum für Seelischen Gesundheit in Erbach, wies in seinem Vortag darauf hin, dass die Basis für eine gesundheitsförderliche Lebensführung bereits bei der Gestaltung des Lern- und Arbeitsumfeldes beginnen sollte. Es brauche zur Prävention deutlich mehr Bewegungsanreize, auch schon im Kindes- und Jugendalter, um dem chronischen Sitzen und seinen Auswirkungen entgegenzuwirken. Und auch im höheren Lebensalter können durch Bewegung und Sport kognitive Prozesse, Gleichgewicht und Koordination deutlich von regelmäßigem Training profitieren, erklärte Physiotherapeutin Sigrid Heuß aus dem PZN Wiesloch.

Wichtige Zusammenarbeit zwischen Sportpsychiatrie und Athlet*innen
 
Hinsichtlich spezialisierter Behandlungsangebote für Leistungssportler*innen nehme die Metropolregion eine Vorreiterrolle ein. Am Olympiastützpunkt MRN in Heidelberg gibt es beispielsweise neben der sportpsychologischen Betreuung auch ein sportpsychiatrisches Vor-Ort-Angebot, berichtete Dr. Hanna Granz, Sportpsychologin am Olympiastützpunkt MRN in Heidelberg, in ihrem Beitrag. 

Spitzensportlerin und Chefärztin der Libermenta-Klinik in Freudental, Dr. Petra Dallmann bestätigte, dass die funktionierende Zusammenarbeit zwischen Sportpsychologie und Sportpsychiatrie eine wichtige Schnittstelle in der Versorgung von Athleten darstellt. Ergänzt wird dies durch ein spezialisiertes stationäres Behandlungskonzept für Leistungssportler*innen, welches an den Standorten Freudental und Wiesloch angeboten wird. Ebenso wichtig seien aber auch entsprechende Schulungen von Trainer*innen, die in der Region ebenfalls auf wachsendes Interesse stoßen. „Die neue Generation Trainer*innen fragt zunehmend diese Schulungsangebote nach, das kommt den jungen Athlet*innen zu Gute“, betonte Dallmann.

Egal ob Eishockey, Basketball, Handball oder Fußball – der in der Region beheimatete Amateur- und Spitzensport kann somit auf ein hochprofessionelles Netzwerk aus Expert*innen für seelische Gesundheit zurückgreifen. Dabei nehmen die Leistungssportler*innen inzwischen eine Vorbildfunktion ein, wenn sie sich hinsichtlich psychischer Beschwerden gezielt Hilfe suchen.