Beim Besuch der Ausstellung des Baiertaler Malers Hermann Wintoch im Oktober 2021 im Palatin, blieb Karin Hirn, Vorsitzende des „Kulturvereins Johann Philipp Bronner“, erstaunt vor einem Bild stehen. Das war doch die Bronner-Rose! Wintoch hatte die Blume, wie auch seine anderen Bilder, in klaren frischen Acrylfarben auf Leinwand gemalt. Als Vorlage diente ein Foto, das er Jahre zuvor gemacht hatte, weil er von ihrer Schönheit fasziniert gewesen war.
Der Wieslocher Bevölkerung war die Bronner-Rose erstmals anlässlich des „Tages des offenen Denkmals“ im Jahr 2014 vorgestellt worden. Hirn hatte sie auf Anregung des verstorbenen Baiertaler Rosenkultivateurs Udo Zuber züchten lassen. Dass man Johann Philipp Bronner (1792-1864) mit der Namensgebung ehrte, lag daran, dass der Naturforscher und Weinbaufachmann Tausende von Rosen am Rand seiner Weinberge gepflanzt hatte, sowohl als Büsche, als auch als Arkaden. Sie waren nicht nur ein schöner Hingucker, sondern auch ein Frühindikator für die aus England eingeschleppte Pilzerkrankung Mehltau. Der Winzer konnte so Gegenmaßnahmen ergreifen - vor Erfindung von Pflanzenschutzmitteln war dies mit Wasser verdünnte Rohmilch.
Testamentarisch hatte Bronner verfügt, dass sein Rosengarten erhalten bleiben sollte, woran sich seine Nachkommen allerdings nicht hielten. 150 Jahre später wollte der nach seinem Namen benannte Kulturverein mit einer eigenen Rose an ihn und seine Leidenschaft erinnern. Es entstand eine Pflanze mit großen gefüllten, leicht duftenden Blüten in einem leuchtenden Rotton, die sich als Busch genauso eignet wie zum Klettern. Die Wieslocher waren damals begeistert und die 40 in einer bayrischen Baumschule gezogenen Exemplare waren im Nu vergriffen, 60 Nachgelieferte ebenfalls.
Dies alles ging Hirn beim Anblick des Gemäldes durch den Kopf und sie beschloss spontan eine Neuauflage der Züchtung mittels einer „Okulation“. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Vermehrung von Pflanzen, die auch bei Reben und Obstbäumen üblich ist. Hierbei wird ein sogenanntes Auge, also eine noch nicht ausgetriebene Knospe, unter die Rinde der Unterlage (meist eine Wildrose) geschoben. So wachsen zwei Individuen zu einer einzigen Pflanze zusammen. Dabei sorgt die Edelsorte für die gewünschten Eigenschaften wie Farbe, Form, Duft und Blattgesundheit, die robuste Unterlage für eine gute Verankerung und kräftiges Wachstum. Ein weiterer Pluspunkt der Okulation besteht darin, dass für jede Rosenpflanze nur ein einziges Auge der Edelsorte erforderlich ist, also aus einer einzigen Pflanze viele Exemplare gezüchtet werden können. Dazu musste Hirn der Baumschule zuerst einmal „Reiser“ liefern, Seitentriebe von der Bronner-Rose, von denen sich die „Augen“ wie beschrieben verwenden lassen. Glücklicherweise konnte sie sich noch an einige Käufer der Rose erinnern, die ihr solche „Reiser“ lieferten.
20 Rosenstöcke waren schließlich das Ergebnis, die man in der PZN-Gärtnerei „Thea“ bewundern und auch kaufen kann, genauso wie das Bild von Hermann Wintoch. Artur Müller, der Leiter der Gärtnerei und Arbeitstherapeut übernahm wieder gerne den Verkauf der Rosenstöcke, weil dadurch der Kontakt zwischen der Bevölkerung und den Patienten des PZN gefördert werde, wie er der WieWo erklärte. Sein Betrieb sorge nicht nur für den Blumenschmuck auf dem PZN Gelände, er biete auch sehr unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der Arbeitstherapie. Dies reiche vom Pikieren, Pflegen und Setzen bis zum Verkauf der Pflanzen. Auch der Betrieb des Streichelzoos gehöre dazu. Die gärtnerische Arbeit bedeute für den einen ein Reinschnuppern in einen neuen Beruf, für einen anderen die Eröffnung einer Ausgleichstätigkeit für den Stress in Alltag und Beruf. Pressesprecherin Susann Roßberg erinnerte bei der Präsentation der neuen Rosenstöcke daran, dass das historische Gartenhaus des Weinbaupioniers Johann Philipp Bronner auf dem rund hundert Hektar großen, als englischer Landschaftspark gestalteten Geländes des PZN, von dem Verein in ein Museum verwandelt worden war und schon von daher eine enge Kooperation bestehe.
Die Johann Philipp Bronner-Rose ist ab sofort in der THEA-Gärtnerei für 27,50 Euro pro Pflanze erhältlich.