Luftaufnahme vom Psychiatrischen Zentrum Nordbaden

Patienten als Künstler – Malwand wurde der Öffentlichkeit übergeben

Stolz können die Patienten des Maßregelvollzuges und ein Heimbewohner des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden auf ihr Werk sein! Heute wurde die von ihnen gestaltete Malwand um den Garten der Station 05 herum durch Chefarzt Dr. Rolf-Dieter Splitthoff und die Initiatorin Dr. Elke Weickelt feierlich eingeweiht.

Dr. Splitthoff: „Die Kunst, in Ton und Bild, spielt für uns in der Forensik eine sehr wichtige Rolle. Überall dort, wo das gesprochene Wort nicht mehr ausreicht, um Gefühle auszudrücken, hilft Kunst aus der Sprachlosigkeit. Einen Zaun, die äußerste Grenze einer Station, mit Bildern zu gestalten, Zeichen zu setzen, empfinde ich vergleichbar der Ausdruckskraft der menschlichen Haut, die als Grenzfläche zwischen Innenleben und Umwelt Gefühle, Körperzustände, Befindlichkeiten, wie zum Beispiel Erröten, ausdrückt“. Dr. Elke Weickelt ist Ärztin auf der Station, selbst Künstlerin, und sie hatte die Idee. „Die Malwand gab meinen Patienten die Möglichkeit, Ihre Station aktiv mitzugestalten. Die Idee entstand aus dem Wunsch heraus, einen Sichtschutz um einen Teil des Stationsgartens herum zu haben, um etwas mehr Privatsphäre zu gewährleisten, als das der grüne Drahtzaun bot“, sagte Dr. Weickelt.
Die Motive, die von außen aus der Sicht von Spaziergängern zu sehen sind, haben sich die Patienten selbst ausgedacht und mit Hilfe der Mitarbeiter oder im Rahmen der Therapien als Ideenskizzen kreativ umgesetzt. Im Vorfeld gab es eine Ausschreibung, die regen Zuspruch fand. Es wurden 32 Bilder eingereicht. Die abgegebenen Entwürfe wurden von Elke Weickelt zu einem großen Bild zusammengesetzt, wobei erfreulicherweise fast alle Abbildungen verwendet und in das Gesamtbild eingebaut werden konnten. Gemalt wurde auf Hartschaumplatten, die der Bauhof des PZN montiert hat und die vorher auf der Rückseite grün angestrichen sowie auf der Vorderseite grundiert werden mussten.
Die eingereichten Motive wurden Stück für Stück von den Patienten entweder selbständig oder bei Bedarf mit Hilfe auf die Platten übertragen. Erfreulich war, dass auch sehr schwache Patienten mit eher niedrigem sozialen Funktionsniveau sehr eifrig und motiviert bei der Sache waren. Außerhalb des therapeutischen Rahmens entstanden viele gute Gespräche und die kompetenten Verhaltensweisen der Maler überraschte das Stationsteam positiv. Die inhaltliche Idee der Malwand ist Folgende: am Anfang steht ein Haus, welches die Station symbolisiert. Von dort zieht sich eine Linie durch das Gesamtbild, die den Weg nach „draußen“ beschreiben soll. „Draußen“ bedeutet für die Patienten des Maßregelvollzuges, dass sie wieder ein Leben außerhalb der forensischen Einrichtung führen können. Die Motive entlang dieser Linie spiegeln den Zustand der Patienten wider und drücken deren Gefühle aus. Somit können sie sicher therapeutisch gedeutet werden, jedoch stand das bei dem Projekt nie zur Debatte. So haben die Patienten, Dank der Initiative und Mitwirkung von Dr. Elke Weickelt, ein eindrucksvolles Werk geschaffen, das auf beiden Seiten des Zaunes nachhaltig für Freude sorgen wird. Die beteiligten Patienten konnten viele wertvolle positive Erfahrungen aus dem Projekt mitnehmen und die Mitarbeiter und Spaziergänger können einmal mehr Kunst auf dem öffentlichen PZN-Gelände bestaunen.