Luftaufnahme vom Psychiatrischen Zentrum Nordbaden

Neues Klinikgebäude für forensisch-psychiatrische PZN-Klinik wurde feierlich eröffnet

Die Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie hat in Anwesenheit von Minister Manfred Lucha am 11.10.2024 in Wiesloch einen modernen Neubau im Sicherheitsbereich eingeweiht. Nun stehen 54 zusätzliche Maßregelvollzugsplätze für psychisch kranke Straftäter bereit. In den 40 Millionen schweren Bau ziehen im November die ersten Patientinnen und Patienten ein.

Geschäftsführerin Anett Rose-Losert begrüßte alle Gäste in der festlich geschmückten Festhalle. Sie zeigte sich erleichtert. Lange vor der Pandemie haben die Planungsarbeiten angefangen. Es sollten sogar mal Plätze für die Unterbringung nach § 64 StGB entstehen. Dann wurde umgeplant, der Bedarf hatte sich geändert. Nach der Pandemie kam der Ukraine-Krieg, Lieferengpässe folgten... „Ich bin froh, dass wir durch den Neubau endlich weitere Plätze für den Maßregelvollzug ans Netz nehmen und dadurch sowohl unsere Patientinnen und Patienten wie auch unsere Mitarbeitenden entlasten.“

Meilenstein des Ausbaus der baden-württembergischen MRV-Plätze ist unter Dach und Fach

Seine Freude über die relativ zügige Fertigst​ellung der 2021 - trotz aller beschriebenen Widrigkeiten - ​auf den Weg gebrachten Baumaßnahme drückte Sozial- und Gesundheitsminister Manfred Lucha bei der Einweihungsfeier aus: „Es freut mich sehr, heute gemeinsam mit Ihnen die Eröffnung des Neubaus feiern zu können. Das ist ein sehr wichtiger Schritt, um die Kapazitäten im baden-württembergischen Maßregelvollzug bedarfsgerecht auszubauen. Der Neubau ermöglicht, auch in architektonischer Hinsicht, eine moderne Patientenversorgung auf der Höhe der Zeit – ebenso wie die erforderliche Sicherheit im Inneren und nach außen. Zudem entstehen qualifizierte und attraktive Arbeitsplätze. Das Land hat die Investitionskosten bereits mit rund 35 Millionen Euro gefördert. Weitere rund fünf Millionen Euro sind für den nächsten Staatshaushaltsplan angemeldet. Ich danke allen Beteiligten für das herausragende Engagement, ohne das es nicht möglich gewesen wäre, den Neubau in so kurzer Zeit zu errichten.“

Transparenz, Offenheit und Vertrauen - gelebte gute Nachbarschaft zwischen Stadt und PZN 

Dirk Elkemann, Oberbürgermeister der Stadt Wiesloch, machte klar, dass zwischen dem PZN und der Stadt schon lange eine gute, gelebte Verbindung besteht, deren Eckpfeiler sich auf Transparenz und Vertrauen gründen. „Die Fertigstellung des Erweiterungsbaus für die Forensik ist ein wichtiger Meilenstein bei der Schaffung neuer Unterbringungsplätze im Maßregelvollzug. Sie eröffnet vielen Patienten zusätzlich Chancen auf Rehabilitation. Wichtig für die Wieslocher Bevölkerung ist, dass vor allem in der ersten Behandlungsphase der potenziell gefährlichen Menschen die Sicherung an oberster Stelle steht.“ Nicht unerwähnt ließ er, dass in Wiesloch neue Arbeitsplätze durch den Ausbau entstehen und ​neue Wieslocher herzlich willkommen sind. 

Verbesserte Therapiemöglichkeiten und höchste Sicherheit 

Im dreistöckigen Neubau im Sicherheitsbereich der Klinik gibt es nun drei Stationen und die Möglichkeit der besonderen Sicherung sowie der Intensivbehandlung bzw. Krisenintervention. Ziel der Behandlung in dieser Klinikeinheit ist die Verlegung in den Rehabilitationsbereich. Mit einer Stationsgröße von maximal 18 Betten, unterteilt in zwei separate Wohngruppen, verfügt nun auch der Sicherheitsbereich über zukunftsweisende räumliche Bedingungen für eine moderne forensisch-psychiatrische Unterbringung, wie sie die Facharbeitsgruppe Forensische Psychiatrie seit Jahren empfiehlt. 
Darüber hinaus werden eine neue Halle für die Sporttherapie sowie erweiterte soziotherapeutische Angebote und ein neues Gemeinschaftszentrum positive Impulse auf die Therapiearbeit und die Wiedereingliederungschancen der Patienten entfalten.
So können in der Arbeitstherapie zukünftig noch mehr lebenspraktische Tätigkeiten geübt werden, beispielsweise in der Gastronomie, im Service oder in der einfachen Buchhaltung. Geplant sind darüber hinaus besondere Angebote wie ein offenes Atelier, eine Theatergruppe oder Konzerte, um zwischenmenschliche Begegnungen und soziale Kontakte zu fördern.

Umfassende bauliche Sicherheitsvorkehrungen wurden in Zusammenarbeit mit externen Sicherheitsexperten erarbeitet und sind bereits frühzeitig in die Planung des Neubaus eingeflossen. Fortschrittliche elektronische Überwachungssysteme ergänzen die baulichen Maßnahmen, etwa die Sicherheitsmauer, Sicherheitsschleusen für den Zutritt und speziell schließbare Türen.

Dr. Christian Oberbauer, Medizindirektor Maßregelvollzug, fasste das in Worten zusammen und sagte, „Diese Rahmenbedingungen unterstützen unser Behandlungskonzept und helfen, unsere Patien-ten an einen normalen Lebensalltag heranzuführen, wie es unser gesetzlicher Auftrag vorsieht.“

Annette Diemer, Pflegedienstleiterin der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie ergänzte „Wir freuen uns auf weitere Bewerbungen und bieten neuen Mitarbeitenden nicht nur ein spannendes und anspruchsvolles Tätigkeitsfeld in einer modernen Umgebung, sondern auch attraktive Weiterentwicklungschancen sowie vielseitige weitere Benefits.“ Also wer noch jemanden kennt, der Lust auf einen neuen Arbeitsplatz hat... Gerne weitergeben.

​Der Neubau ist ein großes Gemeinschaftswerk - großer Dank gebührt vielen Beteiligten in- und extern und auch unseren Nachbarn

Vincent Karfus, Stv. Geschäftsführer erläuterte zusammen mit Andreas Ludwig, dem Leitenden Architekten der Fa. integral die Baumaßnahmen. „Unser Dank gebührt den Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Berufsgruppen im PZN, die dazu beigetragen haben, dass der fertige Neubau heute an unsere forensisch-psychiatrische Klinik übergeben werden kann. Wir wissen auch die Geduld zu schätzen, mit der unsere Belegschaft und unsere Wieslocher Nachbarn so manche Einschränkung – die sich bei einer Großbaustelle nun mal nicht vermeiden lässt – ertragen hat.​" Beide hatten die Gäste auf eine Zeitreise der Entwicklung des Bauprojekts mitgenommen.

Ein eindrucksvolles Video über den gesamten Baufortschritt zeigten Jürgen Poletin und Matthias Kübler. Beide gehören dem Qualitätsmangementteam der forensischen Klinik an. Unter anderen Aufnahmen verdeutlichten diverse Drohnenflüge von der Baustelle sehr gut, welchen Aufwand es bedeutet, ein solches Großprojekt zu stemmen.

Die Musiktherpeut*innen der forensisch-psychiatrischen Klinik, ​Enya Noelte, Tabea Müller (Praktikantin in der Musiktherapie), Paul Ludwig und Yola Gierschner, rundeten die Veranstaltung sehr gelungen musikalisch ab.

Fotos: Jonas Melcher, Helmut Pfeifer