Luftaufnahme vom Psychiatrischen Zentrum Nordbaden

Das Electro-Pop WILLMAN sorgte für neue Töne im PZN Wiesloch

Anlass war der Start der Aktionswoche Alkohol 2022, die alle zwei Jahre bundesweit von verschiedenen Organisationen und Vertretenden des Suchthilfenetzwerks organisiert wird.

Eingeladen hatte die Klinik für Suchttherapie und Entwöhnung des PZN Wiesloch und der bwlv (Baden-Württembergische Landesverband für Prävention und Rehabilitation). Tobias Link, Chefarzt der PZN Klinik für Suchttherapie und Entwöhnung und Dr. Oliver Kaiser, Geschäftsführer des bwlv, begrüßten die Gäste.

Es folgte eine kurze, lebhafte Podiumsdiskussion. Zuerst schilderte Uwe Pelzl, bwlv Selbsthilfegruppe Bruchsal, wie sich Alkoholabhängigkeit langsam in das Leben von Betroffenen einschleicht, einen Ausweg aus schwierigen Situationen zu bieten scheint. Der Griff zum Glas, zur Flasche wird häufiger, die Abhängigkeit macht sich oft unerkennbar für den Einzelnen im Alltag breit, um dann das Leben in eine ausweglose Sackgasse zu führen, bei der man am Ende alles verlieren kann und vor dem Aus steht. Es sei denn, man holt sich rechtzeitig Hilfe. Über das Hilfenetz, insbesondere über die niederschwelligen Angebote für Betroffene und Angehörige informierte Kerstin Abeck von der Suchtberatungsstelle Wiesloch. Ihr Angebot lautet, kommen Sie früh zu uns, sprechen Sie mit uns, bei uns sind Ihre Schilderungen und Probleme sicher aufgehoben – gemeinsam suchen wir nach Lösungen. Die Sicht der Angehörigen von Alkoholabhängigen schilderte Felix Birsner vom WILLMAN-Duo. Er sprach über seine Erfahrung mit Alkoholmissbrauch innerhalb der Familie. Darüber, dass die Abhängigkeit geheim gehalten, nicht ausgesprochen wurde, es somit keine Möglichkeiten der Auseinandersetzung gab, man aber schon als Kind immer „da sein und stark sein musste“. Dr. Olivier Elmer, PZN-Organisationsentwickler, moderierte gekonnt die Diskussion und sorgte mit anschaulichen Beispielen dafür, dass sich auch die Gäste der Frage „Alkohol- (k)ein Problem?“ stellen konnten.

Mit dem Konzert wurde die Diskussion akustisch „verdaut“. Auf die Vorgruppe LEO, folgte die Band Willman. Gefördert im Impulsprogramm "Kultur trotz Corona" durch das baden-württembergische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ist WILLMAN mehr als frischer Wind auf den Ohren - ist eine Lebenseinstellung. “Mit unserer Musik möchten wir bewegen - Beine und Köpfe.“, sagen Sängerin & Songwriterin Julia Lauber und Schlagzeuger & Produzent Felix Birsner. Mit ihrer Musik macht das WILLMAN-Duo gesellschaftliche Themen, wie die Folgen des Alkoholkonsums, auf musikalische Weise zugänglich. Geschickt kombiniert das Electro-Pop-Duo tanzbare und überraschende Beats fernab jeglicher Pop-Konventionen und 0815-Produktionen mit einer sauber abgestimmten Lightshow. Passend zur Musik eingeworfene Luftballons, ein Quiz und die das Finale ankündigende Luftschlangenkanone rundeten den Konzertabend ab.

Hintergrundinformationen

  • In Deutschland sind rund 1,77 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren alkoholabhängig, sie sind damit krank. Etwa 1,61 Millionen Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren trinken missbräuchlich Alkohol. Sie nehmen körperliche, psychische und soziale Folgen in Kauf. Männer trinken durchschnittlich deutlich mehr als Frauen.
  • Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2016 trank jeder Bundesbürger ab 15 Jahren im Schnitt 13,4 Liter reinen Alkohol – das sind 270 Liter Bier oder 120 Liter Wein.
  • Im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden werden jährlich mehr als 10.000 Patientinnen und Patienten stationär, tagesklinisch und ambulant behandelt. Von diesen 10.000 Patient*innen haben mehr als 40 % auch eine Suchterkrankung, sehr häufig in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Angststörungen oder auch psychotischen Störungen.
  • Mit einer Beratungsstelle des bwlv auf dem Campus des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden, aufsuchender Suchtberatung auf den Akut-Stationen der PZN-Suchtklinik, der Vorstellung von Selbsthilfegruppen im Rahmen der stationären Behandlung, sowie der ambulanten und stationären Rehabilitation von Menschen mit Alkoholabhängigkeit auf dem Klinikgelände tragen PZN und bwlv den Anforderungen an eine moderne, trägerübergreifend vernetzte Suchttherapie Rechnung.