Begrüßt wurden die Zuhörer*innen von Herrn Walter Reiß, Pflegedirektor, und dem Chefarzt der Klinik für Suchttherapie und Entwöhnung, Tobias Link. Die Referentin erzählte eindrucksvoll wie sich ihre Alkoholabhängigkeit entwickelte, angefangen mit dem Konsum auf Partys in der Jugend über gelegentlichen Konsum zur Stressbewältigung bis hin zu einem zunehmend unkontrollierbaren Verlangen. Sie schilderte die körperlichen und seelischen Folgen sowie die sozialen Auswirkungen ihrer Sucht.
Für Frau Niehaus kam der Wendepunkt als sie auf das internetbasierte Programm "Ohne Alkohol mit Nathalie" stieß. Eine strukturierte Informationsvermittlung gepaart mit empathisch moderierten Chatgruppen waren für sie der Schlüssel zu einer inzwischen mehrjährigen Alkoholabstinenz. Frau Niehaus beschrieb anschaulich Techniken zur Stressbewältigung und zum Umgang mit Suchtdruck (Craving) und machte es für die Zuhörer*innen erlebbar, wie lohnenswert es sein kann, neue Lebensperspektiven zu entwickeln, aber auch wie schwer der Weg zu einer zufriedenen Abstinenz sein kann.
Der Vortrag endete mit einer Fragerunde, bei der die Zuhörer*innen in den direkten Austausch mit der Rednerin und Herrn Link treten konnten. Dabei zeigte sich noch einmal wie ausdifferenziert das Suchthilfesystem in Deutschland ist und wie wertvoll es sein kann, wenn eine Suchtberatungsstelle Betroffene und Angehörige dabei unterstützt, für den Einzelnen angemessene Hilfe zu finden.
Der Vortrag von Frau Niehaus kann Betroffenen Mut machen, den ersten Schritt zu einer Veränderung ihres Umgangs mit Alkohol zu wagen. Das Programm "Ohne Alkohol mit Nathalie", die digitale Suchtberatung DigiSucht oder Online-Selbsthilfegruppen stellen neuartige, niederschwellige Angebote dar, welche Betroffenen den Zugang zu Hilfsangeboten erleichtern.