Zerbrochener Kreis, Mahnmal der Künstlerin Susanne Zetschmann, für die Opfer der NS-Euthanasieaktionen T4

Geschichte des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden

Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) wurde 1905 als "Großherzoglich Badische Heil- und Pflegeanstalt bei Wiesloch" gegründet. In wechselvoller Geschichte, insbesondere in den Jahren des Zweiten Weltkriegs, hat sich nicht nur die Psychiatrie sondern insbesondere auch unsere Einrichtung zum leistungsstarken Psychiatrischen Zentrum mit einer Vielzahl von medizinischen und sozialen Dienstleistungen weiterentwickelt. Um Entwicklungen besser verstehen zu können ist der Blick in die Vergangenheit unumgänglich. 

Headerbild: Zerbrochener Kreis, Mahnmal der Künstlerin Susanne Zetschmann, für die Opfer der NS-Euthanasieaktionen T4

Von der "Großherzoglich Badischen Heil- und Pflegeanstalt" zum modernen "Zentrum für Psychiatrie und Psychosomatik" ist es ein langer Weg.

Dr. Frank Janzowski, Hauptpreisträger Landespreis Heimatforschung Baden-Württemberg 2015

ZEITGESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

1905
Gründung der "Großherzoglich Badischen Heil- und Pflegeanstalt bei Wiesloch". Der Bau- und Anfangsphase folgte nach dem Ersten Weltkrieg eine sozialpsychiatrische Blüte in den 20er Jahren mit externen Beratungsstellen, Ambulanzen und einem dichten Netz psychiatrischer Vor- und Nachsorge.

100 Jahre PZN Sonderdruck

Das PZN im Wandel der Zeit: Der Beginn 1903 bis 1905

Das PZN im Wandel der Zeit: Baubeschreibung 1905

Die Anstalt im ersten Weltkrieg (Jahresbericht 1915/16)

Kirche als letzten Bauteil 1925 übergeben
 

Vor 1945 - Nationalsozialismus - Das schwärzeste Kapitel
Patient*innen wurden deportiert, das Haus war Lazarett, Ausweichkrankenhaus und Flüchtlingslager.
(Link zu der Schriftenreihe des Arbeitskreises Euthanasie zur Aufbereitung der Epoche.)

1933: NS-Machtübernahme auch in Wiesloch

Bericht über einen Besuch im Jahr 1943

Nach 1945 - Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen: Die Häuser werden nach und nach wieder der Psychiatrie zur Verfügung gestellt. Das Krankenhaus hat in dieser Zeit 1800 Betten.

1947 - United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) – Flüchtlingslager: Eine zentrale Aufgabe der UNRRA war die Erfassung, Betreuung und Repatriierung der aus den Mitgliedsstaaten der UNO stammenden Personen, die verschleppt oder deportiert worden waren; darunter Konzentrationslagerhäftlinge, Zwangsarbeiter*innen und Personen, die während des Zweiten Weltkriegs freiwillig mit den sich zurückziehenden deutschen Truppen nach Deutschland oder in andere europäische Länder gekommen und als Displaced Persons anerkannt waren.

1952 - Wiederaufnahme der Außenfürsorge

1954 - Das Krankenhaus erhält am 1. Januar den Namen Psychiatrisches Landeskrankenhaus Wiesloch (PLK).

1955 - Höchstbelegung mit 1.900 Patient*innen und Beginn der Behandlung mit wirksamen Psychopharmaka

1959 - Gründung der Krankenpflegeschule

1965 - Krankenschwestern aus Indien und Korea mildern den Personalnotstand

1974 - Aufteilung des Krankenhauses in drei medizinische Behandlungseinheiten.

1975 - Die Psychiatrie-Enquête offenbart einen deutlichen Rückstand im Vergleich zu somatischen Häusern und Beginn der Ausgliederung chronisch erkrankter Patient*innen

1985 - Mit Inbetriebnahme des neuen Zentralgebäudes werden erhebliche räumliche Verbesserungen erzielt.

1990 - Die neue Psychiatrie-Personalverordnung ermöglicht eine deutliche Personalaufstockung.

1994 - Einweihung des Mahnmals zum Gedenken an die 2000 Opfer der NS-Euthanasieaktionen T4.

1995 - Die Einführung der Pflegeversicherung führt zur Reorganisation des Pflegefall/Langzeitbereiches in ein modernes psychiatrisches Wohn- und Pflegeheim.

Dokumente aus dieser Zeit

Außenfürsorge 1956

Auszug aus dem Jahresbericht 1962

Jahresabschluss 1979

1996 - Rechtsformänderung. Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN) erhält die notwendige Selbständigkeit, um sich modernen Aufgaben zu stellen.

Bericht zur Rechtsformänderung

1998 - Das PZN gründet mit der Akademie im Park eine hauseigene Bildungseinrichtung, die In- und Externe bei der beruflichen Weiterentwicklung unterstützt.

2001 – Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden kauft das ehemalige Hotel Keller in Bruchsal und eröffnet seine erste Außenstelle, die Psychiatrische Klinik Bruchsal (PKB). Im Dezember 2013 wurde die Bezeichnung geändert in Zentrum für Psychische Gesundheit Bruchsal.

Dokument zur Eröffnung der PZN-Außenstelle in Bruchsal

2003 - Psychiatrische Fachambulanzen (PIAs) für die Allgemein- und Gerontopsychiatrie sowie für den Suchtbereich nehmen den Betrieb auf. Die damals noch neun Zentren für Psychiatrie präsentieren sich erstmals gemeinsam auf der Messe "Medizin 2003" in Stuttgart.

2004 - Seit 5. Januar können die Patient*innen an allen Standorten des PZN die Tageskliniken der Kliniken für Allgemeinpsychiatrie, Gerontopsychiatrie und Suchttherapie aufsuchen.

2005 - Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden feiert sein 100-jähriges Bestehen mit einem großen Sommerfest.

Sonderdruck "100 Jahre PZN"

2006 - Einweihung der Maßregelvollzugsstation 07 nach nur 13 monatiger Bauzeit. Ferner eröffnet das PZN am Krankenhaus Mosbach die Psychiatrische Klinik Mosbach (PKM). In Betrieb genommen werden dort eine Tagesklinik eine psychosomatische Station und eine psychiatrische Fachambulanz. Im November 2013 wurde die Bezeichnung geändert in Zentrum für Psychische Gesundheit Neckar-Odenwald.

2007 - Einweihung des Denkmals für die sog. "IRO-Patienten", die von den Nationalsozialisten verschleppt, als Zwangsarbeiter geknechtet und entwurzelt im PZN Wiesloch den Rest ihres Lebens verbrachten. 

2008 - Mit Eröffnung der Psychosomatischen Klinik Schwetzingen (PKS) am 4. April im örtlichen Krankenhaus (GRN-Klinik) wird die Versorgung psychisch kranker Menschen im Rhein-Neckar-Kreis deutlich verbessert. Den Patienten stehen eine Tagesklinik, eine psychiatrische Fachmbulanz (mit allgemeinpsychiatrischen und suchtherapuetischen Angeboten) sowie eine Station für Psychosomatische Medizin offen. Ende Oktober 2013 wurde die Bezeichnung geändert in Zentrum für Psychische Gesundheit Schwetzingen.

2009 - Das PZN tritt mit zwei Aktionskreisen (Neckar-Odenwald-Kreis und Rhein-Neckar Süd) dem bundesweiten "Bündnis gegen Depression" bei. Die baden-württembergischen Zentren für Psychiatrie ändern ihr Errichtungsgesetz und ihre Satzungen und treten künftig unter einer gemeinsamen Absendermarke "ZfP" auf. Die Krankenpflegeschulen der GRN Kliniken Schwetzingen, Sinsheim/Eberbach und des PZN Wiesloch werden in der "Bildungszentrum Gesundheit Rhein-Neckar GmbH" unter einem Dach zusammengeführt.

2010 - Das Gerontopsychiatrische Zentrum (GZ) nimmt im Oktober seinen Neubau in Betrieb.

2011 - Das PZN schließt mit dem Universitätsklinikum Heidelberg und dem Zentralinstitut für seelische Gesundheit Kooperationsverträge. 

2013 - Das "Zentrum für seelische Gesundheit Weinheim" wird als vierte Außenstelle des PZN im Oktober in Betrieb genommen.

2015 - Am Gedenktag (27. Januar) für die Opfer des Nationalsozialismus wird die Erinnerungsstätte "Kinderfachabteilung Wiesloch" der Öffentlichkeit übergeben.

Thematischer Überblick

Aus dem Vorwort (1992) der Schriftreihe zum Arbeitskreis Euthanasie - von Dr. Hans Dieter Middelhoff, damaliger Geschäftsführender Ärztlicher Direktor

"Erst Ende Februar 1980, zum 40. Jahrestag des erstmaligen Abtransports von 42 psychisch kranken Männern und Frauen in die Tötungsanstalt Grafeneck, versammelten sich Mitarbeiter*innen des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Wiesloch. Gemeinsam mit kirchlichen Gemeindemitgliedern und Bürger*innen aus Stadt und Umgebung trafen sie sich zu einer Gedenkfeier, in deren Verlauf ein schlichtes Holzkreuz zur Erinnerung an die Opfer der "Aktion Gnadentod" aufgerichtet wurde. Auch der 50. Jahrestag wurde mit einer Gedenkfeier begangen, die nunmehr etwas breiteren Wiederhall fand. Außerdem widmete sich Dr. Franz Peschke in seiner Dissertation über die in Wiesloch untergebrachten "displaced persons einigen Teilaspekten des nationalsozialistischen Umgangs mit Randgruppen.

Insgesamt war jedoch die Bereitschaft, sich eingehender mit der Wieslocher Anstaltsgeschichte während der nationalsozialistischen Willkürherrschaft auseinanderzusetzen, im Vergleich zu anderen psychiatrischen Einrichtungen, bemerkenswert gering. So konnte noch 1991 im "Heimatgeschichtlichen Wegweiser zu den Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 - 1945" zu Recht festgestellt werden..." 

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Aus der Wieslocher Heil- und Pflegeanstalt sind zwischen 1940 und 1944 über 2000 Patient*innen abtransportiert worden in Einrichtungen, in denen die Überlebensbedingungen deutlich reduziert waren oder wo sie systematisch ermordet wurden. Darüber hinaus existierte in der damaligen Anstalt auch für kurze Zeit eine „Kinderfachabteilung“, in der 1941 zwölf behinderte Kinder im Alter von ein bis sieben Jahren umgebracht worden sind, weil sie als nicht bildungsfähig galten und ihre zukünftige Versorgung nur Kosten verursachen würde.

Die nationalsozialistische Vision von einem gesunden „Volkskörper“ sah vor, alles Kranke und Ungesunde „auszumerzen“. Psychische Krankheiten galten als Erbkrankheiten. Ab 1934 sind daher aufgrund eines entsprechenden Gesetzes psychisch Kranke systematisch zwangssterilisiert worden. Nach Kriegsbeginn kamen zunächst über 1.000 Patient*innen aus Wiesloch in die Mordanstalten Grafeneck und Hadamar...

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Gedenktafel Haus 50

In diesem Haus,

  • In der damaligen Abteilung FU3 der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch, richtete der Heidelberger Ordinarius für Psychiatrie und Neurologie, Prof. Dr. Carl Schneider, im Dezember 1942 eine Forschungsabteilung ein.
  • Dazu wurde das Gebäude geräumt und 80 Patientinnen aus Wiesloch in hessen-nassauische Anstalten verlegt. Hierher kamen 34 Patientinnen, die zunächst eingehend nach auffälligen körperlichen und psychischen Merkmalen untersucht wurden. Um diese Befunde mit hirnorganischen Veränderungen vergleichen zu können war geplant, die Forschungspatientinnen später zu töten und bei den Leichen die Gehirne rauszunehmen.
  • Kriegsbedingt musste das Projekt im April 1943 abgesprochen werden. Aufgrund von desolaten Behandlungsbedingungen waren hier bereits drei Forschungspatientinnen verstorben. Von den 80 verlegten Frauen starben 76 in Eichberg und Weilmünster innerhalb kurzer Zeit an Vernachlässigung und Hunger oder wurden in Hadamar mit Medikamenten ermordet.

Die sogenannten "IRO-Patient*innen" * stammten vor allem aus den osteuropäischen Ländern. Sie wurden von den Nationalsozialisten verschleppt, als Zwangsarbeiter*innen geknechtet, entwurzelt und ihrer Heimat sowie ihrer Kultur beraubt.
Im PZN Wiesloch fanden viele eine zweite Heimat, verbrachten den Rest ihres Lebens im Wohn- und Pflegeheim und fanden auf dem Anstaltsfriedhof die letzte Ruhestätte. Diesen Bewohner*innen zum Gedenken ist oberhalb des Rondells in Nähe der Festhalle 2007 das sog. „IRO-Mahnmal“ errichtet worden.

* IRO steht als Kürzel für die International Refugee Organisation

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Nachdem der großherzoglich-badische Landtag im Juli 1902 die Errichtung einer neuen „Heil- und Pflegeanstalt“ beschlossen hatte, wurde 1903 mit den Bauarbeiten der Anstalt begonnen, die ersten Kranken wurden 1905 aufgenommen. Von Anfang an war in den Planungen auch ein Anstaltsfriedhof im Norden des damals knapp 100 ha großen hügeligen Geländes vorgesehen, als „halb regelmäßig architektonischen Anlage, halb Waldfriedhof“. Dieser war zunächst im Geländeplan von 1905 an anderer Stelle (oberhalb der Sophienhöhe) eingezeichnet. Das Projekt des Friedhofs wurde 1910 begonnen und im Juni 1911 fertiggestellt.

Auf dem Areal von rd. 14.100m² wurden im Laufe der vielen Jahre Patient*innen, Bewohner*innen des Heimbereichs, Mitarbeitende, leitende Direktoren aber auch Zeitzeug*innen und Opfer einer wechselhaften Psychiatriegeschichte bestattet. Im ersten Weltkrieg verhungerten ca. 450 Patient*innen in der Anstalt. Auch die Mannheimer Lokallegende der "Blumepeter", sein Name war Peter Schäfer, fand hier seine letzte Ruhestätte.

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In der Zeit des Nationalsozialismus (1933 – 1945) wurden systematisch in den Gemeinden, aber auch in den Psychiatrischen Krankenhäusern Menschen ausgegrenzt und ihr Leben als „nichts Wert“ bewertet.
Konsequenterweise wurden diese Menschen sterilisiert, weggebracht, getötet, ihr Hab und Gut wurde eingezogen.
Hier auf diesem Grund und Boden, der eigentlich dem Rückzug und der Heilung dienen sollte, wurden mehr als 2.000 Erwachsene von Ärzt*innen als nicht heilbar und damit lebensunwert klassifiziert, in grauen Bussen nach Grafeneck und Hadamar transportiert und dort systematisch getötet.
Neben dieser Selektion zum Tode, verhungerten psychisch Kranke und Behinderte hier oder wurden sterilisiert.
Zuvor aus ihrer Heimat zur Zwangsarbeit nach Deutschland Verschleppte wurden psychisch krank und hier untergebracht.

Ebenfalls zutiefst erschütternd ist die Geschichte von 12 behinderten Kindern, die ihren Eltern weggenommen wurden, hier zur Behandlung in einer Kinderfachabteilung untergebracht wurden, nur um sie systematisch zu töten.

Flyer "Erinnerung" - Mahnmale auf dem Gelände des PZN

Dr. Frank Janzowski
Die NS-Vergangenheit in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch
„... so intensiv wenden wir unsere Arbeitskraft der Ausschaltung der Erbkranken zu.“
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Dr. Franz Peschke:
Ökonomie, Mord und Planwirtschaft
Die Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch im Dritten Reich
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Schriftenreihe des Arbeitskreises "Die Heil-und Pflegeanstalt Wiesloch in der Zeit des Nationalsozialismus"
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Hansi Rau:
Spaziergang im Park
des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden mit Geschichten zu Architektur, Kunst, Natur und Anstaltsgeschichte
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Virtueller Rundgang - Nationalsozialistische Stolpersteine auf dem PZN-Gelände

Der folgende "virtuelle" Rundgang durch das Gelände des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden (PZN), der früheren Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch, führt zu den Gebäuden und Orten, wo zwischen 1936 und 1944 die verschiedenen Gräueltaten und Verbrechen an Patient*innen geschahen.
Auf dem virtuellen Rundgang werden Sie von Dr. Frank Janzowski begleitet. Er ist Psychotherapeut, ehemaliger Mitarbeiter des PZN und befasst sich seit seinem Ruhestand 2009 für die Einrichtung mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Geschichte der damaligen Wieslocher Heil- und Pflegeanstalt. Die Veröffentlichung seines Buches über diese Geschehnisse wie auch die Einweihung der Erinnerungsstätte für zwölf im Jahr 1940/1941 ermordeten Kinder der damaligen "Kinderfachabteilung Wiesloch" fand anlässlich der jährlichen Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2015 statt.
Ein Klick auf den Ausschnitt des Lageplans ermöglicht Ihnen, sich im Gelände zu orientieren und diese Orte, gezielt anzulaufen.

Im Haus 50, in dem heute die Pflegefachschule Bildungszentrum Gesundheit Rhein-Neckar (BZG) untergebracht ist, befand sich von Dezember 1942 bis April 1943 die Forschungsabteilung des berüchtigten Heidelberger Psychiatrieprofessors, Dr. Carl Schneider...

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Das Haus 38, ehemals „Frauen unruhig 2 - FU2“, ist am 20. März 1944 bei einem Fliegerangriff druch Bombeneinschläge stark beschädigt worden. Ebenfalls getroffen wurden die Kochküche (heute Festhalle) und das Ärztehaus. Bei diesem Angriff kamen acht Mitarbeitende und vier Patientinnen ums Leben, viele wurden verletzt.

An der Kirche wurde die ehemalige sogenannte „Geschlechterachse“ überschritten. Sie trennte die Frauen- von der Männerseite bis hinunter ins Tal der Südlichen Zufahrt. Ab 1939 mit Kriegsbeginn sind zunehmend Häuser von der Wehrmacht für ein Reservelazarett beschlagnahmt worden, wodurch die Lebensbedingungen der Anstaltspatient*innen stark eingeschränkt worden sind.

Hier befand sich von Dezember 1940 bis August 1941 die Wieslocher „Kinderfachabteilung“. Behinderte Kinder, deren Versorgung sehr aufwändig war und bei denen von einer stark eingeschränkten Bildungsfähigkeit ausgegangen wurde, sind auf Anordnung des Reichsgesundheitsministeriums von den regionalen Gesundheitsämtern erfasst worden. Zunächst ging es dabei um Kinder bis zum dritten, später bis zum 16. Lebensjahr...

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Die nächste Station des Rundgangs führt zum 1936 errichtete Ehrenbrunnen, der sich heute vor dem in den 1980er Jahren erbauten Personalcasino befindet. Früher befand sich hier die alte Verwaltung. Angesichts der dort am 01. Mai 1933 gepflanzten „Adolf-Hitler-Linde“, befand sich hier ein Appellplatz, von dem aus bei den von der NSDAP aus verschiedenen Gründen veranstalteten Ereignissen im Ort Wiesloch die Mitarbeitende der „Anstalt“ getrennt nach Männern und Frauen in Arbeitskleidung aufmarschierten, um an den gemeinsamen Umzügen teilzunehmen...

Auch wurden hier Reden gehalten und es war dabei den Teilnehmer*innen untersagt, sich vor Beendigung der Veranstaltungen von dort zu entfernen. Nach 1940 kamen die „Grauen Busse“ im Morgengrauen die Südliche Zufahrt hinauf, um vor der Verwaltung die in den jeweiligen Transportlisten vorgesehenen Patient*innen in die Gasmordanstalten nach Grafeneck bzw. Hadamar abzuholen. Die Namen der Patient*innen sind dabei verlesen worden, die dann einzeln in die Busse gebracht wurden. Dabei soll es auch zu Gewaltanwendungen gekommen sein. Über 1000 Patient-*innen sind so direkt oder indirekt über Zwischenanstalten nach Grafeneck und Hadamar gebracht und dort ermordet worden.

Unterhalb der Bibliothek und des Casinos befindet sich der damalige Appelplatz mit dem "Ehrenbrunnen".

Den Opfern des Nationalsozialismus wurden auf den PZN-Gelände drei Mahnmale gewidmet.

Die Künstlerin Susanne Zetschmann schuf 1994 eine Kreisskulptur in Nähe der Zentralaufnahme, aus der ein Teil herausgebrochen und im Abseits liegt. Die Skulptur erinnert an die über 2000 Menschen, die im Rahmen des Euthanasieprogramms von der damaligen Wieslocher Anstalt in die Tötungsanstalten von Grafeneck und später nach Hadamar verbracht und ermordet wurden. Andere Transporte von Patient*innen führten in verschiedene KZ, nach Auschwitz, Dachau, Eichberg, Gurs, Hoerdt, Kaufbeuren, Mauthausen...

Das so genannte „IRO-Mahnmal“ ist oberhalb des Rondells in Nähe der Festhalle 2007 errichtet worden. Geschaffen hat es die Künstlerin und PZN-Psychiaterin Dr. Elke Weickelt. Es hat zwei Säulen, auf jeder steht ein Haus. Das Mahnmal wurde den 800 ehemaligen IRO (International Refugee Organization) Zwangsarbeitern aus den osteuropäischen Ländern gewidmet, die von den Nationalsozialisten ihrer Wurzeln und ihrer Heimat beraubt, ihren Dienst für die nationalsozialistischen Machthaber leisten mussten. Nach dem Krieg konnten nur wenige der Menschen in ihre Heimatländer zurückkehren. Für 135 zum großen Teil schwer traumatisierte Menschen wurde das PZN zur zweiten und auch letzten Heimat. Ihre Gräber befinden sich auf dem Friedhof oberhalb des PZN-Gelände

Zwischen 1940 und 1941 wurden in nur wenigen Monaten in der damaligen "Kinderfachabteilung Wiesloch" zwölf schwerbehinderte Kleinkinder ermordet. Am 27.01.2015 weihte Ministerin Altpeter unterhalb des Hauses 59 die dritte Erinnerungsstätte des PZN ein, erneut entworfen von der Künstlerin Dr. Elke Weickelt. An die zwölf ermordeten Kinder der "Kinderfachabteilung" des kleinen Hauses 50, heute Sitz der Personalvertretung, erinnert ein spiralförmig angelegter Weg auf dem kleine Fußabdrücke von Kindern ins Zentrum führen.

Flyer Erinnerung

Von 1942 an, als die Bombenangriffe der Alliierten auf deutsche Städte zunahmen, erfolgten die Abtransporte der Patient*innen in die verschiedenen Verlegungsorte mit der Bahn. Die Anstalt wurde zunehmend dafür genutzt, Einrichtungen für somatisch Kranke aus Mannheim und Heidelberg nach Wiesloch zu verlegen. Patient*innen, die als Arbeitskräfte für die Anstaltsversorgung in der Landwirtschaft, der Gärtnerei, aber auch in Wäscherei und Küche oder bei Flickarbeiten ungeeignet waren, sind so wegverlegt worden. Zielorte waren dabei elsässische Anstalten und Emmendingen, aber auch Hadamar, Kaufbeuren und die Konzentrationslager Mauthausen, Auschwitz und Dachau. Dabei sind sie den Weg der Südlichen Zufahrt hinunter geführt worden, um an dem für die Anstalt eingerichteten Haltepunkt an der Bahnlinie nach Schatthausen, dem damaligen Bahnhof „Wiesloch Ost“ in die auf dem dortigen Rangiergleis stehenden Bahnwaggons einzusteigen. Heute befindet sich dort in Nähe des städtischen Bauhofes ein Parkplatz. Von der Anstalt aus sind zwischen 1942 und 1944 über 1000 Patient*innen auf diese Weise abtransportiert worden.

Der Weg in die Stadt Wiesloch führt vorbei am Jüdischen Friedhof. Pogrome gegen Juden lassen sich auch in der Anstalt nachweisen. Nach Kriegsbeginn sind dort innerhalb kurzer Zeit sechs jüdische Patienten*innen verstorben und auf diesem Friedhof beigesetzt worden. Lebensverkürzende Maßnahmen von Seiten der Anstalt sind dabei auszuschließen, ihr Tod dürfte aber mit ihrer Vereinsamung in Zusammenhang gebracht werden können, da oftmals die Angehörigen Deutschland verlassen hatten. Am 22. Oktober, dem Tag der Judendeportation aus Baden und der Saarpfalz, sind auch neun jüdische Patient*innen aus der Anstaltsbehandlung entlassen und der Gestapo übergeben worden. Von den ca. 50 jüdischen Patient*innen, die bei Kriegsbeginn in Anstaltsbehandlung waren, sind die meisten bereits 1940 in die Gasmordanstalt nach Grafeneck gebracht worden.

Hinweis für Nachfahren von NS-Opfern

Als ein Ergebnis der umfangreichen Recherchearbeiten vor Herausgabe des Buches "Die NS-Vergangenheit in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch" ist es dem Autor Dr. Frank Janzowski gelungen, eine Liste der über 2000 zu Kriegszeiten in Sammeltransporten aus der Anstalt wegverlegten Patienten zu erarbeiten. Interessierten Nachfahren können wir in vielen Fällen Auskunft über den Verbleib ihrer Angehörigen geben. Bitte stellen Sie Ihre Anfragen per E-Mail. Wir werden diese gerne beantworten.

Mitten in der Wieslocher Innenstadt befinden sich zwei Stolpersteine für ehemalige Patient_innen der damaligen Wieslocher Heil- und Pflegeanstalt - vor dem Haus in der Hesselgasse 17 bzw. 34. Sie sind dort im Herbst 2013 von einer Wieslocher Initiativgruppe verlegt worden. Der 1909 geborene Friedrich Hecker hatte sich schon vor dem Krieg mehrfach in Anstaltsbehandlung befunden und konnte später von der Familie nicht länger zu Hause versorgt werden. Er kam am 05.06.1944 mit einem Transport von Wiesloch nach Hadamar und ist dort kurz darauf verstorben. Ein weiterer Stolperstein erinnert an die bei Aufnahme dreijährige Maria Heck. Sie wurde im Oktober 1940 in die Wieslocher „Kinderfachabteilung“ eingeliefert. Vermutlich, damit ihre Todesumstände in Wiesloch kein Aufsehen erregen, ist sie am 05.06.1941 nach Eglfing-Haar (bei München) in die dortigen „Kinderfachabteilung“ verlegt worden. Dr. Fritz Kühnke brachte sie dort am 11.08.1941 um.